Was krabbelt da?
Welchen Mehrwert liefert euer Projekt für den Journalismus?
Die Meldungen vom Insektensterben haben eine der größten Bedrohungen für die Menschheit ins Bewusstsein gerufen: die Biodiversitätskrise. Eine Regel des Naturschutzes lautet: „Menschen schützen nur das, was sie kennen.“ Die Leute müssen also mehr über Lebewesen in ihrer Umgebung erfahren – vor allem über die, die nicht flauschig und süß sind: Königslibelle, Palpenmotte oder Warzenbeißer. Insekten sind die vielfältigste Gruppe von Tieren auf dem Globus und spielen eine unersetzliche Rolle in allen Lebensräumen.
Mit „Was krabbelt da?“ wollen wir ein innovatives Technikformat und journalistische Tools entwickeln, mit denen Redaktionen auf neuartige Weise über Insekten und Biodiversität berichten können.
Was sind eure Projektziele?
Die Basis für unser Projekt ist ein Gerät, das Insekten fotografiert und mithilfe von künstlicher Intelligenz bestimmt: die Selbstbau-Kamera „Insect Detect“. Die Kamera und die entsprechende Technologie gibt es bereits, wir entwickeln nun eine Software und eine Schnittstelle, um sie journalistisch nutzbar zu machen: Die Kamera soll die Daten per WLAN oder Mobilfunk automatisch übertragen, die KI wertet sie aus und „Was krabbelt da“ macht sie für innovative Formen der Berichterstattung nutzbar – etwa für multimediale Live-Einblicke oder Dialogformate per Messenger.
So wollen wir insbesondere Lokal- und Regionalredaktionen die Möglichkeit geben, tagesaktuelle Daten über Insekten direkt vor der eigenen Tür zu sammeln und den eigenen Nutzer:innen das Thema Biodiversität lebensnah und interaktiv zu vermitteln.
Für das Projekt arbeiten wir mit Medienpartnern wie Radio Potsdam und RiffReporter sowie mit einer Schulklasse in Bonn zusammen. Außerdem entwickeln wir ein Handout zur Nutzung der Technik und Umsetzung des Projektes, das wir anderen Medien zur Verfügung stellen können.
Wer seid ihr?
Das Projektteam von "Was krabbelt da?" (v.l.n.r.): Dr. Sigrid März, Joachim Budde, Dr. Jakob Vicari, Theresa Hradilak und Berater Max Sittinger
Joachim Budde arbeitet als freier Wissenschaftsjournalist mit Spezialgebiet Insekten vor allem für öffentlich-rechtliche Radiosender, RiffReporter.de und überregionale Zeitungen. 2019 arbeitete er zusammen mit Jakob Vicari am Sensor-Journalismus-Projekt #bienenlive des WDR mit (Weiterentwicklung des MIZ-geförderten Projekts Sensorstory). Dabei wurden Kameras und Sensoren in drei Bienenstöcken platziert und auf diese Weise Berichterstattung generiert.
Dr. Sigrid März arbeitet seit zehn Jahren als freie Wissenschaftsjournalistin unter anderem für RiffReporter.de, Quarks, MedWatch und Spektrum der Wissenschaft. Bei MedWatch leitet sie die Redaktion. Sigrid schreibt über Medizin, Biotechnologie, Biodiversität – und Insekten. Letztere fotografiert sie auch professionell. Sigrid hat Biologie studiert, Abschlüsse in Biophysik sowie Genetik und anschließend in Zellbiologie promoviert.
Dr. Jakob Vicari ist Lead Creative Technologist des Innovationslabors tactile.news, das er mit Astrid Csuraji gegründet hat. Er ist Sensorjournalismus-Pionier, hat den „Journalismus der Dinge“ mit erfunden, über journalistische Komposition promoviert und als freier Autor für verschiedene Publikationen gearbeitet. Jakob entwickelt Prototypen wie das smarte Nachrichtenmöbel sMirror, die #dialogbox, preisgekrönte Sensor-Experimente wie die Superkühe oder #bienenlive und hat mit MIZ-Förderung die „Crowdlupe“ gebaut sowie Journalismus für Kinder auf smarte Spielfiguren gebracht.
Theresa Hradilak studiert Informatik am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Als freie Entwicklerin im Team von tactile.news hat sie die Dialogsoftware 100eyes von Beginn an mitentwickelt. Durch ihr Studium und ihre Rolle als Organisatorin von Arduino- & Sensor-Informatikcamps für Schüler:innen an ihrem Institut kennt sie sich mit Sensorprogrammierung aus.
Informationen zum Förderprogramm
Das Projekt wird im Rahmen der MIZ-Innovationsförderung gefördert.
Ansprechperson
Marion Franke
FörderungMarion leitet den Bereich Innovationsförderung. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Fragen zu den Förderbedingungen, der Antragstellung und verantwortlich für die Betreuung der Projekte.